Anfang des 20. Jahrhunderts wurden mit der Relativitätstheorie neue Aspekte in der Wahrnehmung der Welt und dessen, was wir "Realität" nennen entwickelt. Die wahrgenommene Realität stellte sich von nun an je nach Sichtweise des Betrachters anders dar. Der Biologe Ludwig von Bertalanffy, als Begründer der Allgemeinen Systemtheorie war auf der Suche nach einem Modell, welches allgemeingültig auf die verschiedensten Systeme angewandt werden konnte und entwickelte hierzu eine Metatheorie. Seine Darstellung entstand mit Hilfe seiner Beobachtungen gemeinsamer Gesetzmäßigkeiten und deren prinzipieller Grundlagen.
Ein System ist hierbei "eine aus Elementen bestehende Einheit, die aus mehr als der bloßen Summe dieser Elemente zu verstehen ist. Es besteht ebenfalls aus der Beziehung dieser Elemente untereinander und zu anderen Systemen. Diese Wechselwirkungen sind nicht ausschließlich Ergebnis der Eigenschaften der Elemente, sondern ergeben sich auch aus der Beziehung der Elemente untereinander und können etwas Neues entwickeln, das nicht mehr auf die Eigenschaften der Elemente zurückzuführen ist."
Familientherapeutisches Denken entwickelte sich so in den Jahren des 20 Jahrhunderts im Kontext der neuen Wissenszweige der Kybernetik und der Systemtheorie. Im Laufe der Zeit haben sich methodisches Vorgehen und zugrundeliegende Prämissen differenziert, so dass sich heute mehrere Schulen voneinander abgrenzen: strukturelle und strategische Familientherapie, aber auch Mehrgenerationenfamilientherapie und die weniger therapeutisch als organisatorisch ausgerichteten Modelle der Systemischen Organisationsentwicklung.
Die lösungsorientierte Therapie betrachtet hierbei allerdings nicht die Familie als System (mit den Familienmitgliedern als Elementen), sondern modelliert das gesamte Therapiegeschehen als Prozess der Entwicklung.
Da die ehemals "familientherapeutischen" Zugangsweisen zunehmend auch auf andere Systeme wie Wirtschaftsunternehmen oder politische Systeme angewandt werden können, hat der hieraus für den Bereich der sog. "lernenden Organisation" entwickelte generalisierte Ansatz außerdem auch Elemente der Betriebswirtschaftslehre, insb. der Aufbauorganisation und Ablauforganisation sowie des Projektmanagement integriert.
Da hierbei jedoch keine pathologischen Krankheitsmerkmale vorliegen, wird im Allgemeinen hier auch nicht von Therapie, sondern eher von Unternehmensberatung und Coaching bzw. Supervision gesprochen, wobei die Prinzipien und Vorgehensweisen letztlich die gleichen bleiben, Erkenntnisprozesse jedoch i. d. R. im Team öffentlich gemacht werden. Ein Umstand, der diese Art der systemischen Beratung klar vom therapeutischen Ansatz trennt.
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